Schuberts und Beethovens Leben prägen unterschiedliche Krankheiten – hier venerisches Leiden, da Taubheit. Obwohl beide jahrelang Bürger Wiens sind und gemeinsame Bekannte haben, begegnen sie sich kaum. Beide speisen einst zufällig in einem Restaurant und nehmen einander wahr. Doch offenbar sind beide zu scheu für Begrüßung und Unterhaltung.
Beethovens Neffe Karl bemerkt in dessen Konversationsheft, man lobe den Schubert sehr, man sage aber, er verstecke sich. Trotz Scheu vor Beethoven ist Schubert Zeit seines Lebens dessen Bewunderer. Beethoven erkennt Schubert als einzigen unter den jüngeren Komponisten an. Nach einer Aufführung der 5. Sinfonie bekennt der damals achtzehnjährige Schubert einem Freund: Heimlich im Stillen hoffe ich wohl selbst noch etwas aus mir machen zu können, aber wer vermag nach Beethoven noch etwas zu machen? Schubert fühlt sich dem Vorbild Beethoven weit unterlegen. Dennoch beginnt 1816 eine Auseinandersetzung mit dessen Werken, was die gesteigerte Schaffenskraft in seinem letzten Lebensabschnitt zeigt.
Durch den Erfolg seiner Werke gewinnt Beethoven Selbstvertrauen und überwindet Selbstzweifel und Schwierigkeiten. Schubert erlebt den unheimlichen Mann Beethoven als unerreichbares Vorbild, was seine tragischen Selbstzweifel verstärkt und ihn zusätzlich zu seiner venerischen Krankheit mutlos macht. Schließlich erfährt er nicht mehr, dass er mit der Winterreise Beethoven als Liedkomponist deutlich übertrifft.
Konzert ohne Pause. Ende gegen 21:15.
Ergänzend zu dem Liederabend bieten wir einen Audio-Walk durch das mittelalterliche Zons an. Mit Hilfe unserer neuen FestivalApp und Ihrem Smartphone wandeln Sie auf den Spuren des rastlosen Wanderers und halten an ausgewählten Orten inne. Schuberts Winterreise trifft hier in überraschender Weise auf die Geschichte der alten Zollfeste.